Anleitung zur Erstellung von Screencasts

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Veröffentlichungsdatum

10. Mai 2020

Vorbemerkungen

Diese Anleitung richtet sich vornehmlich an Dozierende, die Screencasts im Rahmen der virtuellen Lehre für Studierende über den Medienserver der Universität Göttingen bzw. über das Medienplugin von Stud.IP zur Verfügung stellen möchten. Einige Hinweise und Tipps in dieser Anleitung beziehen sich auf diesen speziellen Anwendungsfall. Darüber hinaus hoffe ich aber, dass diese Anleitung auch generell bei der Erstellung von Screencasts hilfreich sein kann.

Die nachfolgenden Abschnitte begleiten chronologisch den gesamten Produktionsprozess eines Screencasts von der Einrichtung des Aufnahmeplatzes über die Aufnahme selbst bis hin zur Nachbearbeitung und Veröffentlichung auf Stud.IP. Jeder der folgenden Abschnitte behandelt dabei einen separaten Themenbereich und baut nicht auf den vorangehenden Inhalten auf. Leserinnen und Leser können also problemlos nur die für sie interessanten Schritte des Produktionsprozesses anhand der Anleitung nachvollziehen. Für alle meine Empfehlungen und Tipps bezüglich der Einstellungen und der Einrichtung von Equipment und Software in der Anleitung gilt, dass von diesen immer je nach individuellem Aufnahmesetting und den eigenen Wünschen abgewichen werden kann.

Empfehlungen zu Hardware und Einrichtung des Aufnahmeplatzes

Während sich für die Erstellung eines Screencasts prinzipiell sehr viele Setups eignen, gibt es ein paar grundlegende Empfehlungen, durch deren Befolgung die Qualität des Screencasts stark verbessert werden kann. Dieser Abschnitt thematisiert daher einige Hinweise bezüglich der zu verwendenden Aufzeichnungshardware sowie zur Auswahl und Einrichtung eines geeigneten Aufzeichnungsplatzes. Die folgenden Punkte wurden von mir subjektiv nach abnehmender Wichtigkeit geordnet, wobei der erste Punkt in meinen Augen ein Muss darstellt. Die restlichen Punkte tragen zwar ebenfalls zur Qualität der Aufzeichnung in vielen Situationen bei, können aber als optional betrachtet werden.

Verwendung eines Kondensatormikrofons oder Headsets

Einer der entscheidendsten Punkte für die Qualität eines Screencasts ist die Verwendung eines geeigneten Mikrofons für die Audioaufzeichnung. Der Ton für den Screencast sollte mit konstanter Qualität und Lautstärke sowie möglichst ohne Störgeräusche aufgezeichnet werden.

Kabellose Bluetooth-Headsets erweisen sich in den allermeisten Fällen als ungeeignet für qualitativ hochwertige Audioaufzeichnungen, da technologiebedingt nur eine mittelmäßige Qualität bei der Übertragung des Audiosignals vom Mikrofon zum Computer möglich ist. Kabellose Headsets hingegen, bei denen die 2,4-GHz-Wireless-Technologie (also Funk) zur Übertragung des Audiosignals zum Einsatz kommt, erlauben eine hohe Aufzeichnungsqualität, sind aber meiner Erfahrung nach nicht sonderlich verbreitet. Auch die Verwendung integrierter Mikrofone, z.B. im Laptop oder in der verwendeten Webcam, ist in den meisten Fällen nicht ratsam, weil hier oftmals Störgeräusche von Lüftern und ähnlichem mit aufgezeichnet werden und weil die Sprechenden in aller Regel deutlich weiter vom Mikrofon entfernt sind, was in solchen Audioaufnahmen deutlich zu hören ist.

Grundsätzlich eignen sich für gute Audioaufnahmen kabelgebundene Kondensatormikrofone und Headsets, wobei hier auch schon Geräte der Einstiegsklasse hervorragende Aufnahmen ermöglichen. Insbesondere bei der Verwendung eines Kondensatormikrofons ist die möglichst nahe Positionierung an der Audioquelle, also dem Mund der sprechenden Person, entscheidend. Daher ist es in diesen Fällen sinnvoll, einen geeigneten Mikrofonarm zur Positionierung zu nutzen. Bei Nutzung eines Headsets ist die Positionierung dagegen naturgemäß unproblematisch.

TIPP: Ein Headset ist besonders dann von Vorteil, wenn sich die sprechende Person häufig bewegt. Bei externen Mikrofonen hört man die räumliche Verlagerung der Audioquelle deutlich, während das Headsetmikrofon sich immer mitbewegt.


Headset Mikrofon
Für 25 Euro ermöglicht bereits dieses Noname-Headset
hervorragende Aufnahmen.
Ein kabelgebundenes Mikrofon am passenden Schwenkarm erlaubt die Positionierung direkt vor dem Mund.


Einen Aufzeichnungsplatz mit wenig Hall wählen

Der Raum, in dem der Screencast aufgezeichnet wird, sollte möglichst frei von Hall sein, da dieser besonders bei Mikrofonen am Schwenkarm, aber auch bei der Nutzung eines Headsets, deutlich zu hören ist und zu einem sehr unangenehmen Hörerlebnis führen kann.

Hall entsteht vor allem dann, wenn vor und hinter der sprechenden Person große leere Flächen parallel zueinander stehen, z.B. leere Zimmerwände. Oftmals wird deshalb empfohlen, dass sich die oder der Sprechende bei der Aufzeichnung einer Raumecke zuwendet (was aber in vielen Büroräumen nicht möglich ist) und außerdem Räume mit starkem Hall generell als Aufzeichnungsorte vermieden werden sollten.

TIPP: Um Hall in einem Raum zu reduzieren eignen sich Teppiche, Vorhänge und generell die Abdeckung großer Wandflächen, z.B. mit Decken. Auch das Schließen von Jalousien kann einen merklichen Effekt auf den Hall in einer Audioaufnahme haben.

Verwendung eines Aufzeichnungsrechners mit ausreichender Prozessorleistung

Da während eines Screencasts Audio- und Videospuren direkt durch geeignete Codecs komprimiert werden, hängt der Erfolg einer Aufzeichnung oftmals davon ab, dass der Aufzeichnungsrechner ausreichende Leistungsreserven besitzt, um die Kodierung ohne Probleme zu bewältigen. Eine mangelnde Leistungsfähigkeit beim Aufzeichnungsrechner macht sich häufig dadurch bemerkbar, dass Bild und Ton im aufgezeichneten Video nicht synchron laufen. Wenn ein Screencast eine direkte Aufnahme der sprechenden Person enthält, ist dies problematisch. Allgemeine Angaben zur notwendigen Minimalaustattung eines Aufzeichnungs-Rechners sind nicht möglich, da diese stark von der Konfiguration des Screencasts (z.B. Auflösung und Bildwiederholrate) abhängen. Deshalb zeigen die meisten Aufzeichnungsprogramme während der laufenden Aufzeichung die Auslastung des Prozessors an. Wenn diese während der Aufnahme häufig den Maximalwert erreicht, sollte im Fall von Qualitätsproblemen über die Nutzung eines leistungsfähigeren Gerätes nachgedacht werden. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass die Anforderungen für einen einfachen Screencast in FullHD recht moderat sind.

TIPP: Viele Aufzeichungsprogramme ermöglichen die Auswahl verschiedener Codecs zur Videokomprimierung. Manche davon sind reine Software-Codecs, andere hingegen besitzen eine Hardware-Beschleunigung. Letztere, hardwarebeschleunigte Codecs, erreichen in der Regel eine gleichwertige oder bessere Aufnahmequalität bei wesentlich geringerer Prozessorauslastung. Auf diesen Punkt gehe ich im folgenden Kapitel zu OBS Studio noch weiter ein.

Gleichmäßige Ausleuchtung bei Webcam-Aufnahmen

Bei der Wahl oder Einrichtung eines geeigneten Aufzeichnungsplatzes sollte man auch die Lichtverhältnisse bzw. Ausleuchtungsmöglichkeiten berücksichtigen, sofern der Screencast auch Webcam-Aufnahmen enthalten soll. Starkes natürliches Licht von der Seite führt zu unerwünschter Schattenbildung im Gesicht (siehe unteres Bild 1). Dies lässt sich auch nicht einfach durch schließen von Jalousien etc. beheben, da in diesem Falle oftmals keine Ausreichende Beleuchtung mehr gegeben ist (siehe unteres Bild 2). Idealerweise sollte man beim gewählten Aufzeichnungsplatz auf eine gute Ausleuchtung achten. Diese lässt sich z.B. auch durch die richtige Positionierung von Lampen hinter der Kamera erreichen.

TIPP: Für eine optimale Ausleuchtung (siehe unteres Bild 3) bietet es sich an Lichtquellen auf beiden Seiten des Gesichts zu positionieren, um Schattenbildung zu vermeiden.


Ausleuchtung 1 Ausleuchtung 2 Ausleuchtung 3
1: Starkes seitliches Sonnenlicht. 2: Seitliches Licht bei geschlossener Jalousie. 3: Optimale Ausleuchtung des Aufnahmebereichs.


Webcamaufnahmen auf Augenhöhe

Sofern ein Screencast direkte Aufnahmen der sprechenden Person enthalten soll, sollte man nach Möglichkeit versuchen, die Webcam nicht in einem zu steilen Winkel oberhalb oder unterhalb des Kopfes zu positionieren. So lässt sich bei den Zuschauenden der Eindruck vermeiden, dass von oben herab oder von unten zu ihnen gesprochen wird. Da bei integrierten Laptop-Wencams die Positionierungsmöglichkeiten stark begrenzt sind, ist die Nutzung einer externen Webcam für direkte Aufnahmen von sprechenden Personen in jedem Fall ratsam. Hier besteht dann auch die Möglichkeit, eine Webcam mit Hilfe einer Halterung optimal, z.B. direkt auf Augenhöhe, zu positionieren.


Webcam
Eine externe Webcam wird mittels Halterung direkt auf
Augenhöhe positioniert.


Dual-Monitor-Setup am Aufnahmeplatz

Für Screencasts, bei denen Slides gezeigt werden (z.B. mit RStudio oder Powerpoint), bietet sich ein Dual-Monitor-Setup am Aufnahmerechner an. Hierdurch wird es möglich, auf einem Monitor die Präsentation im Vollbild für den Screencast aufzuzeichnen, während auf dem zweiten Monitor die Referentenansicht oder ein gesondertes Dokument mit Foliennotizen angezeigt wird.


Praesentationsansicht Dozierendenansicht
Powerpoint Präsentationsansicht auf Monitor 1. Powerpoint Referentenansicht auf Monitor 2.

Beispiel für Gesamtsetup unter Berücksichtigung aller Punkte

Das folgende Beispiel zeigt einen Arbeitsplatz für die Aufzeichnung von Screencasts, der alle vorherigen Empfehlungen berücksichtigt. HHierbei ist zu beachten, dass der abgebildete Arbeitsplatz für Screencasts auf direkte Aufnahmen von Dozierenden und die Verwendung von Powerpoint-Präsentationen mit Referentenansicht oder separaten Notizen ausgelegt ist. Hochwertige Screencasts lassen sich natürlich auch mit wesentlich einfacheren Setups produzieren, insbesondere wenn keine direkten Aufnahmen von Dozierenden geplant sind. In diesem Fall empfiehlt sich lediglich die Verwendung eines kabelgebundenen Headsets an einem (halbwegs) aktuellen Rechner.


Aufnahmeplatz
Dedizierter Arbeitsplatz für die Aufzeichnung von Screencasts.


Einrichtung der Aufnahme in OBS Studio

OBS Studio ist eine einfach zu bedienende Open Source Software für die Erstellung von Screencasts. Der zweite Abschnitt dieser Anleitung thematisiert die Einrichtung von OBS Studio für Aufzeichnungen.

Nach der Installation startet OBS Studio mit einem Autokonfigurationsassistenten, durch den einige grundlegende Voreinstellungen bereits vorgenommen werden. Dies ist allerdings nicht zwingend notwendig, da alle Einstellungen ebenfalls nachträglich angepasst werden können. Der Autokonfigurationsassistent kann außerdem jederzeit erneut ausgeführt werden.


OBS Gesamtansicht
Gesamtansicht der OBS Benutzeroverfläche.


Die Benutzeroberfläche von OBS besteht aus einer großen Anzeige für die Leinwand (bzw. den Canvas), auf der einzelne Aufnahmeelemente positioniert werden können. Darunter befinden sich von links nach rechts Bereiche für die Szenenauswahl, die Einrichtung von Quellen, den Audiomixer, die Einrichtung von Szenenübergängen sowie die Bedienelemente für die Aufnahmesteuerung.

Einrichtung der Aufnahmeleinwand

Die Aufnahmeleinwand lässt sich entweder durch den Autokonfigurationsassistenten oder in den Videoinstellungen von OBS Studio einrichten. Die Einstellungen lassen sich unter dem Menüpunkt Datei öffnen.


OBS Einstellungen
Öffnen der Einstellungen.


Über das Menü am linken Fensterrand kann zwischen den verschiedenen Einstellungsseiten gewechselt werden. So gelangen wir zu den Videoeinstellungen.


OBS Einstellungen
OBS Studio Einstellungen.


Hier lassen sich sowohl die Größe der Aufnahmeleinwand (entspricht der Bildgröße des späteren Screencasts) sowie die gewünschte Bildgeschwindigkeit für die Videoaufnahme einstellen. Standardmäßig empfiehlt sich eine Aufnahme in FullHD (1920x1080) bei einer Bildgeschwindigkeit von 30 FPS (Frames per Second). Nachdem die Aufnahmeleinwand entsprechend der eigenen Wünsche eingerichtet wurde, kann mit der Erstellung von Szenen begonnen werden.

Erstellung einer Szenensammlung

Grundsätzlich werden verschiedene Aufnahmesettings in OBS Studio als Szenen eingerichtet, zwischen denen während der Aufzeichnung hin- und hergewechselt werden kann. Dies ermöglicht bei Screencasts für Lehrveranstaltungen z.B. einen Wechsel vom Webcam-Bild der sprechenden Person hin zur Anzeige einer Powerpointpräsentation und wieder zurück. Für einfache Screencasts, bei denen nicht zwischen mehreren Aufnahmequellen umgeschaltet werden soll, reicht eine einzelne Szene. Je komplexer der Screencast werden soll, umso mehr Szenen müssen vorab erstellt und eingerichtet werden. Im Standardprofil von OBS Studio, das beim ersten Start geladen wird, ist lediglich eine Szene vorhanden. Im folgenden Bild wurde eine ganze Reihe unterschiedlicher Szenen eingerichtet, in OBS Studio wird dies auch als Szenensammlung bezeichnet.


Szenensammlung
Beispiel für eine Szenensammlung für
Lehrveranstaltungen.


Eine neue Szene lässt sich unkompliziert über den Plus-Button unter der Szenensammlung hinzufügen. Hier lassen sich ebenfalls Szenen löschen und in ihrer Reihenfolge anordnen. Mit einem einfachen Linksklick auf eine Szene findet ein Szenenwechsel zu dieser statt.


Szene Hinzufuegen
Hinzufügen einer neuen Szene zur
Szenensammlungen.


Einstellungen für Szenenübergänge

Wenn während der Aufzeichnung in OBS Studio ein Szenenwechsel stattfindet, kann über die Steuerung für Szenenübergänge festgelegt werden, wie ein Szenenwechsel in der Aufnahme aussehen soll. Hier kann zwischen einem harten Schnitt und einer Überblendung mit einstellbarer Dauer ausgewählt werden.


Szenenuebergaenge
Steuerung für Szenenübergänge.


Hinzufügen von Quellen zu Szenen

Jede Szene in OBS Studio kann mit verschiedenen Aufnahmequellen verknüpft werden. Dies geschieht im Bereich für die Quelleneinstellungen rechts neben der Szenensteuerung. Dabei wird immer die Quellenkonfiguration der momentan ausgewählten Szene angezeigt. Wird die Szene gewechselt, verändert sich somit auch die Quellenanzeige.


OBS Quellen
Bereich zur Einstellung der Quellen für die jeweils
ausgewählte Szene.


Quellen lassen sich über den Plus-Button unterhalb der Quellenanzeige zur aktuellen Szene hinzufügen. Dabei stehen viele verschiedene Arten von Quellen zur Verfügung. Die wichtigsten Quellenarten für Screencasts im Rahmen von Lehrveranstaltungen werden im folgenden erläutert.


OBS Quellen
Hinzufügen von Quellen zur aktuellen Szene.


Quellentyp: Audioeingabeaufnahme

Mit Audioeingabeaufnahme sind alle Arten von Mikrofonen gemeint. Wird ein Mikrofon als Quelle zu einer Szene hinzugefügt, wird über dieses Mikrofon während der Aufzeichnung aufgenommen, solange die entsprechende Szene aktiviert ist. Für Screencasts im Rahmen der Lehre wird in der Regel ein einzelnes Mikrofon zu allen verwendeten Szenen hinzugefügt, so dass während des gesamten Screencasts immer dieses Mikrofon aufgenommen wird. In manchen Fällen kann es aber z.B. sinnvoll sein, die Mikrofonaufnahme zu deaktivieren, z.B. wenn im Rahmen des Screencasts ein Video gezeigt wird. In diesem Fall könnte eine Szene ohne Mikrofonquelle erstellt werden, die während der Videowiedergabe aktiviert wird.

TIPP: Für die Aufnahme einer Audiowiedergabequelle, z.B. den Ton eines im Screencast gezeigten Videos, ist in der Regel keine gesonderte Quelle notwendig, da der Audio-Mixer in der Standardkonfiguration von OBS Studio unter der Bezeichnung Desktop-Audio eine szenenunabhängige Aufnahme der PC-Audiowiedergabe ermöglicht.

Durch einen Klick auf den entsprechenden Quellentyp im Auswahlmenü zum Hinzufügen von Quellen (siehe vorheriger Screenshot) öffnet sich das Fenster zur Auswahl einer bereits vorhandenen Aufnahmequelle aus einer anderen Szene (eine Liste aller bereits eingerichteten Audioeingabeaufnahmen in anderen Szenen wird im unteren Fensterbereich angezeigt) oder zum Benennen und Hinzufügen einer neuen Quelle.


Audioeingabeaufnahme
Hinzufügen einer Audioeingabeaufnahme.


Wird eine neue Audioeingabeaufnahme erstellt, erscheint nach der Benennung durch einen Klick auf Okay eine Liste aller von OBS Studio erkannten Mikrofone, die am Aufnahmerechner angeschlossen sind, so dass nur noch das richtige Gerät ausgewählt werden muss. Nach Abschluss der Einrichtung erscheint dann in der Quellenanzeige die neue Aufnahmequelle unter dem eingegebenen Namen.

Aufnahmelautstärke von Mikrofonen einstellen

Die Aufnahmelautstärke des verwendeten Mikrofons kann in OBS Studio über die erweiterten Audioeigenschaften eines Aufnahmegeräts festgelegt werden. Diese Einstellungen werden über den Audiomixer aufgerufen. Dazu sucht man den Eintrag für das Gerät, dessen Aufnahmelautstärke angepasst werden soll und klickt auf das Zahnrad neben dem Lautsprechersymbol, wie im folgenden Screenshot.


Audioeigenschaften
Aufrufen der erweiterten Audioeigenschaften.


Die erweiterten Audioeigenschaften tauchen dann im sich öffnenden Menü als unterster Punkt auf. Im folgenden Fenster kann nun die Aufnahmelautstärke unter dem Punkt Lautstärke gesteuert werden. Positive Werte erhöhen die Lautstärke, während negative Werte sie reduzieren.

Eine gute Aufnahmelautstärke lässt sich in der Regel durch einfaches Ausprobieren rausfinden. Nehmt dazu eine kurze Sequenz mit den Standardeinstellungen auf und lasst eure Aufnahme zusammen mit einem anderen Video z.B. von Youtube laufen. Wenn eure Aufnahme wesentlich leiser ist als das Youtube-Video solltet ihr die Aufnahmelautstärke anheben. Die Einrichtung anhand eines Vergleichsvideos ist immer sinnvoll, weil nie sichergestellt ist, wie hoch die Zuschauer*innen eures Screencasts die Wiedergabelautstärke an ihrem eigenen Gerät eingestellt haben. Es wirkt aber in aller Regel wenig professionell, wenn eure Aufnahmen verglichen mit der normalen Wiedergabe von z.B. Youtube-Videos viel zu leise sind.


Lautstaerke
Erweiterte Audioeigenschaften zur Einstellung der Aufnahmelautstärke.


TIPP: Headsets sind oftmals in der Aufnahmelautstärke recht leise und müssen entsprechend stärker angepasst werden. Bei dem weiter oben gezeigten Noname-Headset habe ich, wie auf dem Screenshot zu erkennen ist, die Aufnahmelautstärke um 20dB angehoben, während bei dem gezeigten externen Mikrofon 5dB ausreichend waren.

Quellentyp: Bildschirmaufnahme

Die Bildschirmaufnahme stellt die Bildquelle für den eigentlichen Screencast dar. Hier lassen sich einzelne Anwendungsfenster oder ganze Bildschirme zur Aufnahmeleinwand hinzufügen. Für Screencasts ist es in den meisten Fällen sinnvoll, dass die Aufnahmeleinwand dieselbe Größe aufweist wie die Videoquelle, um eine 1-zu-1-Aufnahme ohne Verzerrungen zu ermöglichen. Da in aller Regel ein FullHD-Bildschirm zur Aufzeichnung des gesamten Bildschirms oder eines maximierten Anwendungsfensters genutzt wird, stellt OBS Studio die Leinwandgröße per default ebenfalls auf FullHD ein. Ist die Videoquelle kleiner als die Aufnahmeleinwand, lässt sie sich durch Anklicken und Ziehen an die gewünschte Position auf der Leinwand verschieben. So kann man z.B. auf einer ausreichend großen Leinwand auch mehrere Videoquellen parallel aufzeichnen.

TIPP: In einem Single-Monitor-Setup oder am eigenen Arbeitsrechner empfiehlt es sich für einen Screencast nur das gewünschte Anwendungsfenster anstelle des gesamten Bildschirms aufzuzeichnen, weil so unerwünschte Einblendungen (Windows Ereignisanzeige, Messenger-Benachrichtigungen, etc.) nicht mit aufgezeichnet werden. Das Anwendungsfenster sollte für die Aufnahme dann aber maximiert werden.

HINWEIS: Wenn man einen Bildschirm als Aufnahmequelle hinzufügt, auf dem OBS Studio selbst angezeigt wird, zeigt sich (erwartbar) das folgende Bild, von dem man sich aber bei der Einrichtung nicht stören lassen sollte.


OBS Screencast OBS
Bildschirmaufnahme von OBS Studio.


Quellentyp: Videoaufnahmegerät

Unter diesen Quellentyp fallen Kameras und Webcams, deren Bild aufgezeichnet werden soll. Die Einrichtung erfolgt analog zu Audioeingabeaufnahmen. Da Webcams oftmals jedoch nicht in FullHD aufzeichnen, muss diese Quelle nach dem hinzufügen oftmals noch positioniert und bearbeitet werden. Die Bearbeitung einer Quelle erfolgt über die Quellentransformation. Diese wird durch einen Rechtsklick auf den Quellennamen in der Quellenanzeige wie im folgenden Bild geöffnet.


Transformation
Öffnen der Quellentransformationseinstellungen.


Durch die Quellentransformation lässt sich die Größe der Quelle auf der Leinwand verändern oder eine exakte Positionierung vornehmen (oberer Bildbereich im folgenden Screenshot). Außerdem kann das Videobild so zugeschnitten werden, dass unerwünschte Aufnahmebereiche ausgeblendet werden, oder dass z.B. bei Webcam-Aufnahmen der Kopf einer Person sich exakt in der Bildmitte befindet, ohne dass dafür die Kamera oder der Kopf bewegt werden müssen (unterer Bildbereich im folgenden Screenshot).


Transformation
Bearbeiten der Quellentransformation.


TIPP: An Aufzeichnungsplätze, die von mehreren Personen für Webcam-Aufnahmen genutzt werden, ist es sinnvoller, das Webcam-Bild über eine Transformation auf die jeweilige Person einzurichten, als die Webcamposition immer wieder zu verändern, sobald jemand anderes den Aufzeichnungsplatz nutzt. So lässt sich das Webcam-Bild auch über mehrere Aufzeichnungen hinweg besser konstant halten.

Freigabe des Kamerabildes in den Datenschutzeinstellungen von Windows 10

In der Standardeinstellung verbietet Windows 10 Anwendungen aus Sicherheitsgründen zunächst die Nutzung von Mikrofonen oder Kamerabildern. Dies gilt auch für OBS Studio, weswegen Benutzer*innen Probleme beim Hinzufügen des Videoaufnahmegeräts zu einer Szene haben können. Um die Verwendung von Kamera und Mikrofon zu ermöglichen, müssen zunächst in den Windows-Einstellungen die entsprechenden Berechtigungen vergeben werden.

Wenn man den Begriff Datenschutz in die Windows-Suche eingibt, werden die entsprechenden Windows-Datenschutzeinstellungen als Suchergebnis vorgeschlagen und können geöffnet werden. Auf dem linken Menüband können dann unter dem Punkt App-Berechtigungen die Einstellungen für Kamera und Mikrofon separat angepasst werden. Wichtig ist hier, dass man in der jeweilige Liste von Desktop-Apps die Freigabe für OBS Studio aktiviert.


Datenschutzeinstellungen
Öffnen der Datenschutzeinstellungen.



Datenschutzeinstellungen
Datenschutzeinstellungen unter Windows 10 mit Kamera- und Mikrofonoptionen im Menü.


Quellentyp: Bild

In OBS Studio lassen sich auch einzelne Bilder als Aufnahmequelle zu einer Szene hinzufügen. Dies macht z.B. Sinn, wenn man einen bestimmten Text oder ein Logo in einer Aufnahme einblenden möchte, z.B. bei Webcamaufzeichnungen


Einblendung
Webcamaufnahme auf der Leinwand in OBS-Studio.


Das Auswahlfenster für Bildquellen zeigt uns nach der Auswahl des gewünschten Bildes bereits eine kurze Vorschau. Danach kann das Bild auf der Leinwand durch Anklicken und ziehen beliebig positioniert werden.


Unilogo
Vorschau der ausgewählten Bildquelle.


TIPP: Für das Einblenden von Logos wie im obigen Beispiel sollte man darauf achten, für Webanzeige optimierte Bilddateien mit transparentem Hintergrund zu verwenden (z.B. oftmals bei GIFs).

Einrichtung der Videoausgabe

Sobald alle Szenen mit den gewünschten Quellen erstellt wurden, sollte man die Ausgabeeinstellungen für den Screencast optimieren. Dabei stellt sich zunächst die Frage, ob eine spätere Nachbearbeitung der Aufzeichnung notwendig ist oder nicht. Eine Nachbearbeitung mit einem Videoschnittprogramm ist z.B. dann notwendig, wenn ein Screencast nicht an einem Stück aufgezeichnet werden soll, sondern in mehreren Abschnitten, die später zusammengefügt werden. Eine Nachbearbeitung ist ebenfalls notwendig, wenn man einzelne Sequenzen aus der Aufzeichnung schneiden möchte.

Ausgabeeinstellungen im Falle einer geplanten Nachbearbeitung

Im Falle einer geplanten Nachbearbeitung können die Ausgabeeinstellungen von OBS Studio weitestgehend auf den Standardeinstellungen belassen werden, da die finale Videokodierung erst nach der Nachbearbeitung erfolgt. In OBS Studio selbst wird dagegen nur das Rohmaterial aufgezeichnet, bei dem eine hohe Qualität Vorrang vor der Kompression (d.h. einer geringen Dateigröße) hat.

In der Standardeinstellung zeichnet OBS Studio bereits Videos mit geringer Kompression und in hoher Qualität auf. Die Ausgabeeinstellungen lassen sich im Einstellungsfenster von OBS Studio überprüfen. Wichtig ist dabei der untere Bildbereich mit den Einstellungen für die Aufnahme, während die Streaming-Einstellung in diesem Fall nicht relevant sind.


Videoausgabe
Einfache Ausgabeeinstellungen in OBS Studio.


Unter Aufnahmequalität sollte die Standardeinstellung Hohe Qualität: mittelgroße Dateien ausgewählt werden. Eine noch höhere Qualität ist für die Aufzeichnung des Rohmaterials bei Screencasts in der Regel nicht nötig. Als Ausgabeformat eignet sich mp4, da dieses Format von allen gängigen Videoschnittprogrammen gelesen werden kann. Eine Aufzeichnung im Format mkv ist aber auch in aller Regel kein Problem.

TIPP: Bei der Einstellung Kodierer sollte man wie im oberen Screnshot nach Möglichkeit einen hardwarebeschleunigten Codec auswählen. Zur Erklärung: Hardware-Codecs erzielen in der Regel bessere Ergebnisse bei geringerer Prozessorauslastung und minimieren so das Risiko, dass z.B. Bild und Ton in der Aufzeichnung nicht synchron laufen.

Ausgabeeinstellungen, wenn keine Nachbearbeitung geplant ist

Wenn der Screencast direkt in OBS Studio in seiner finalen Form aufgezeichnet werden soll, müssen die Ausgabeeinstellungen so angepasst werden, dass eine Videodatei erzeugt wird, die sich für das direkte Hochladen z.B. auf den Medienserver der Universität eignet. Dabei ist es wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen guter Bild- und Tonqualität auf der einen Seite und einer kleinen Dateigröße auf der anderen Seite herzustellen. Um dies zu erreichen sollten die erweiterten Ausgabeeinstellungen von OBS Studio angepasst werden. Dazu kann man im Einstellungsfenster ganz oben den Ausgabemodus auf Erweitert umstellen, so dass man eine Ansicht wie im folgenden Screenshot erhält. Für Aufzeichnungen ist dabei der Reiter Aufnahme relevant.


Videoausgabe
Erweiterte Ausgabeeinstellungen für Aufnahmen.


Grundsätzlich sollte das Aufnahmeformat zunächst auf mp4 gestellt werden, da dies das Zielformat für die meisten Streaming-Dienste und auch Medienserver darstellt. Als Kodierer sollte wie im oberen Screenshot nach Möglichkeit ein hardwarebeschleunigter Codec zum Einsatz kommen (siehe vorherigen Tipp).

Bei den Kodierungseinstellungen gibt es grundsätzlich 2 Wege, auf die eine Aufzeichnung komprimiert werden kann. Entweder man entscheided sich für eine Kodierung mit konstanter Bitrate oder für eine Kodierung mit variabler Bitrate. Die Bitrate bezeichnet die Datenmenge pro Zeiteinheit, die in einer Videodatei anfällt. Bei einer Kodierung mit konstanter Bitrate ist diese Datenmenge immer gleich, wodurch sich die Dateigröße eines Videos abhängig von der Dauer exakt vorausberechnen lässt. Bei einer Kodierung mit variabler Bitrate hingegen wird die Datenmenge pro Zeiteinheit von den Videoinhalten abhängig gemacht, um eine optimale Qualität bei gleichzeitig kleiner Dateigröße zu erzielen. Dabei ist entscheidend, dass die Darstellung von Bewegungen und schnellen Bildabfolgen in Videodateien zur Darstellung in hoher Qualität eine große Datenmenge, also Bitrate erfordert, während z.B. bei Standbildern nur eine geringe Datenmenge bzw. Bitrate für die Darstellung in hoher Qualität erforderlich ist. Bei der Kodierung mit variabler Bitrate wird ein Video dahingehend analysiert, wie viel Bewegungen und Veränderungen im Bild stattfinden. Bei wenig Veränderung wird mit einer gringeren Bitrate kodiert als bei viel Veränderung. So entstehen kleinere oder größere Videodateien in Abhängigkeit von den Videoinhalten.

Für Screencasts mit Folien, also Videodateien die ausschließlich Bildfolgen enthalten, bietet sich eine Kodierung mit konstanter niedriger Bitrate an, da hier keine Sequenzen im Video enthalten sind, die eine höhere Bitrate zur Darstellung in hoher Qualität erfordern würden. Wenn also ein Screencast z.B. keine Webcam-Aufnahmen enthält, bieten sich Ausgabeeinstellungen wie im folgenden Screenshot an. Dabei steht cbr für constant bitrate. Mit der Einstellung Bitrate kann, ausgehend von diesen empfohlenen Werten, weiter experiment werden. Bei Screencasts, die lediglich Folien beinhalten, ist eine weitere Absenkung der Bitrate (z.B. auf 1500 Kbps) durchaus ohne größere Qualitätsverluste vorstellbar.


Videoausgabe
Empfohlene Kodiereinstellungen für konstante Bitraten.


Sollte ein Screencast neben Folien noch andere Elemente wie z.B. Videos oder Webcamaufnahmen enthalten, bietet sich eine Kodierung mit variabler Bitrate an, da hier durch Bereiche mit Folien eine kleine Dateigröße erzielt wird, aber Videos und Webcamaufnahmen trotzdem in guter Qualität dargestellt werden. Für die Kodierung mit variabler Bitrate empfehlen sich folgende Einstellungen als Ausganspunkt für weitere, eigene Versuche. Bei vbr muss man Ober- und Untergrenzen für die zu verwendende Bitrate bei der Videokodierung einstellen. Beachten sollte man hier auf jeden Fall, dass die Dateigröße abhängig von den Inhalten des Screencasts schwanken wird.


Videoausgabe
Empfohlene Kodiereinstellungen für variable Bitraten.


Sofern keine Nachbearbeitung mit einem anderen Programm geplant ist, sollte neben den Einstellungen für die Videokodierung auch die Qualitätsstufe für die Audiocodierung des Screencasts anpassen. Dies kann in den erweiterten Ausgabeeinstellungen unter dem Reiter Audio vorgenommen werden. Bei der Audiobitrate bietet sich eine Qualität von 192 Kbps in den meisten Fällen an. Dabei reicht es, die Qualität für die Audiospur 1 anzupassen, wenn man in den erweiterten Ausgabeeinstellungen für die Aufnahme ebenfalls Audiospur 1 zur Aufzeichnung ausgewählt hat.


Audioausgabe
Empfohlene Kodiereinstellungen für die Audiospur.


TIPP: Man sollte an dieser Stelle keine zu starke Kompression für den eigenen Screencast verwenden, sondern versuchen eine gute Bildqualität und nicht allzu große Dateien zu produzieren. Beim Hochladen auf den Medien- und Streamingserver der Universität werden die Videos automatsich erneut für eine gute Streamingperformance re-enkodiert. Wenn dann die Videoquelle bereits im Vorfeld zu stark komprimiert wurde, kann es zu deutlichen Qualitätsverlusten kommen. Die Enkodierung des Videos dient an dieser Stelle noch nicht dazu die Streamingperformance zu optimieren, sondern den Upload der Dateien und die Datenmenge für den Medienserver bewältigbar zu machen.

Aufnahmen in OBS Studio

Sobald die Ausgabeeinstellungen entsprechend der eigenen Wünsche angepasst wurden, ist alles für die Aufnahme bereit und ein Screencast mit den eingerichteten Szenen kann gestartet werden.

Aufnahmen ohne Szenenwechsel

Bei Aufnahmen ohne Szenenwechsel ist während der Aufzeichnung keine Bedienung von OBS Studio notwendig. OBS muss erst wieder geöffnet werden, wenn die Aufnahme gestoppt werden soll.


Aufnahme Start Aufnahme Stop
Die Aufnahme im Kontrollbereich für Aufnahmen starten… …und stoppen.


TIPP: Bei Aufnahmen, die nicht mehr nachbearbeitet werden sollen, empfiehlt sich im Falle eines Single-Display-Setups am Aufzeichnungsrechner ebenfalls die Aufzeichnung eines bestimmten Anwendungsfensters (z.B. Powerpoint), da man andernfalls zu Beginn und am Schluss der Aufzeichnung OBS Studio mit aufzeichnet, wenn man keine Keyboard Hotkeys für den Beginn und das Ende der Aufzeichnung einrichtet.

Aufnahmen mit Szenenwechsel

Wenn während der Aufnahme zwischen verschiedenen Szenen gewechselt werden soll, sollte man hierfür zunächst Hotkeys (Tastatur-Shortcuts) in OBS Studio konfigurieren. Die Einrichtung von Hotkeys erfolgt über den entsprechenden Menüpunkt in den Einstellungen von OBS Studio. Neben Hotkeys, mit denen man zu einer bestimmten Szene wechseln kann, lassen sich auch Einstellungen für eine Reihe weiterer Funktionen vornehmen, z.B. für das Starten und Stoppen einer Aufnahme. Durch die Vergabe von Hotkeys muss OBS Studio nicht zur Steuerung der Aufnahme geöffnet werden, wodurch eine flüssigere Aufnahme mit weniger Nachbearbeitungsbedarf entsteht.


Hotkeys
Einstellungen für Hotkeys.


Während der Aufnahme lässt sich nun per Tastatur ein Szenenwechsel vornehmen, um z.B. zwischen Folien und Webcam-Aufzeichnung zu wechseln. Dabei werden die Voreinstellungen für Szenenübergänge verwendet. Durch Szenenwechsel lassen sich auch sehr komplexe Szenarien für Screencasts in OBS Studio realisieren, z.B. bewegliche Bild- und Texteinblendungen, variables Ein- und Ausschalten von Mikrofonen, oder auch abwechselnde Aufnahmen von Sprecher*innen bei Screencasts mit mehreren Personen. Entscheidend hierfür ist immer die Vorbereitung des Aufnahmeplatzes durch die Einrichtung entsprechender Szenen und Quellen in OBS Studio.

TIPP: Ich würde möglichst einfache Hotkey zur Steuerung von Szenenwechseln und z.B. für das Starten und Stoppen von Aufnahmen konfigurieren. Meiner Erfahrung nach tut man sich andernfalls schwer bzw. es kommt häufiger zu Fehlern während der Aufnahme, weil versehentlich die falsche Tastenkombination eingegeben wird und folglich z.B. ein Szenenwechsel nicht wie vorgesehen stattfindet.

Nachbearbeitung von Aufnahmen mit Shotcut

Wenn in OBS Studio lediglich nachzubearbeitendes Rohmaterial aufgezeichnet wurde, empfiehlt sich für unsere Zwecke die Nachbearbeitung mit der Open Source Software Shotcut, da diese ähnlich wie OBS Studio detaillierte Einstellungen zur Kodierung der finalen Ausgabedatei erlaubt. Dadurch lässt sich die Ausgabequalität im Verhältnis zur Dateigröße für den späteren Upload auf einen Medien- oder Streamingserver optimal anpassen, was für Screencasts in der Lehre (besonders in der aktuellen Situation) wichtig ist. Shotcut gibt es wie OBS Studio auch für MacOS und Linux-Betriebssysteme.


Shotcut Start
Die Shotcut-Oberfläche beim ersten Start.


Erstellung eines neuen Projekts

Beim ersten Start von Shotcut werden wir zunächst aufgefordert ein Projekt für unsere Videobearbeitung anzulegen. Neben einem Projektnamen sollte hier auch ein Videomodus festgelegt werden. Die Standardeinstellung ist Automatisch, aber wir wollen in jedem Fall selbst bestimmen, welches Format unser Screencast haben soll. Es bietet sich an, hier dieselben Einstellungen zu wählen, die bereits bei der Aufzeichnung des Rohmaterials in OBS Studio verwendet wurden. In der Regel bedeutet dies ein FullHD Bildformat mit einer Bildrate von 30 FPS. Falls für die Aufzeichnung mit OBS andere Einstellungen gewählt wurden, sollten diese ebenfalls in Shotcut vorgenommen werden.


Neues Projekt
Auswahl des Videomodus.


Anschließend kann das neue Projekt durch einen Klick auf den Los-Button angelegt werden.

Einrichtung des Arbeitsbereichs in Shotcut

Der Arbeitsbereich von Shotcut beinhaltet direkt nach der Erstellung eines neuen Projekts einige Fenster, die für unsere Zwecke nicht relevant sind, während andere relevante Bereiche nicht optimal angezeigt werden (siehe den folgenden Screenshot). Daher empfiehlt es sich den Arbeitsbereich zunächst für unsere Zwecke anzupassen.


Arbeitsbereich
Der initiale Arbeitsbereich in Shotcut.


Zunächst sollten die Fenster für Filter und die Anzeige kürzlich bearbeiteter Projekte am linken und rechten Rand des Arbeitsbereichs geschlossen werden.


Filter Kuerzlich
Fenster für Filter schließen. Fenster Kürzlich schließen.


Anschließend sollte der Arbeitsbereich aussehen wie im folgenden Screenshot.


Arbeitsbereich
Der Arbeitsbereich ohne die Fenster rechts und links.


Als nächstes sollte die Zeitachse im unteren Bildbereich vergrößert werden. Dazu einfach im mittleren unteren Bereich des Shotcut-Fensters auf die Punkte klicken und diese nach oben ziehen. Dadurch vergrößert sich der Bereich für die Zeitachse.


Zeitachse
Die Zeitachse vergrößern.


Zuletzt sollte die Wiedergabeliste für Videoclips im aktuellen Projekt geöffnet werden. Diese erscheint auf der linken Seite der Arbeitsfläche, sobald man den entsprechenden Menüeintrag oben im Shotcut-Fenster anklickt.


Wiedergabeliste
Wiedergabeliste öffnen.


Am Ende sollte der Arbeitsbereich so aussehen wie im folgenden Screenshot und wir können mit der Nachbearbeitung unseres Rohmaterials beginnen.


Webcam
Der fertig eingerichtete Arbeitsbereich.


Hinzufügen von Videoclips zum Projekt

Videoclips können aus dem Explorer des Betriebssystems direkt in die Wiedergabeliste von Shotcut gezogen werden, um sie einem Projekt hinzuzufügen. Dadurch stehen diese Videos für die Bearbeitung in Shotcut im Rahmen des angelegten Projekts zur Verfügung.


Videoclip Hinzufuegen
Videoclips per Drag & Drop einfach in die Wiedergabeliste ziehen.


Für die Nachbearbeitung sollten alle Aufnahmen, die zu unserem Screencast gehören, auf diese Weise zunächst zu unserem Shotcut-Projekt hinzugefügt werden. Im folgenden Beispiel arbeiten wir der Einfachheit halber nur mit zwei kurzen Videoclips. Bei der Erstellung längerer Screencasts können aber natürlich auch mehrere Videoclips entstehen, die alle schließlich so in der Wiedergabeliste auftauchen sollten wie im folgenden Screenshot.


Videoclips
Videoclips in der Wiedergabeliste.


Videoclips in der Zeitleiste anordnen

Auf dieselbe Art, wie wir zuvor die Videoclips zur Wiedergabeliste hinzugefügt haben, können diese nun durch Klicken und Ziehen auf der Zeitachse im unteren Bildbereich hinzugefügt und angeordnet werden. Dadurch sollte sich in der Zeitachse bereits ein erster grober Entwurf für den entstehenden Screencast ergeben.


Videoclips
Videoclips in die Zeitachse ziehen.


Die Zeitachse in Shotcut kann mehrere Videospuren enthalten, für unsere Zwecke ist es aber sinnvoll, alle Videoclips wie im folgenden Screenshot auf nur einer einzigen Spur anzuordnen, da hierdurch im späteren Verlauf der Bearbeitung sehr einfach Übergänge zwischen den Clips gestaltet werden können.


Zeitachse
Zwei Videoclips in der Zeitachse auf einer einzelnen Spur.


Videoclips schneiden

Das Schneiden von Videoclips erfolgt bei Shotcut, so wie bei vielen Videoschnittprogrammen, indem man den zu schneidenden Clip an einer oder mehreren gewünschten Stellen aufsplittet in Teile, die man behalten möchte und Teile, die man herausschneiden möchte. Im folgenden Beispiel schneiden wir das Ende eines Videoclips aus unserem Videoprojekt heraus. Dazu markieren wir die Schnittposition auf der Zeitachse, so wie im folgenden Screenshot dargestellt. Die Markierung der Schnittposition erfolgt über einen einfachen Klick auf dem Zeitstrahl oberhalb der Videospur.


Schnittposition
Markierung der Schnittposition.


Sobald wir die gewünschte Schnittposition exakt eingestellt haben, erfolgt der Schnitt mit Hilfe des Trennwerkzeugs in der Funktionsleiste der Zeitachse.


Zerteilen
Der Videoclip wird an der markierten Stelle aufgeteilt.


Nach der Trennung zeigt die Zeitachse nun zwei separat anwählbare Videoclips. Videoclips können auf der Zeitachse durch Anklicken ausgewählt werden, wobei eine rote Umrandung um den gewählten Clip erscheint, wie im folgenden Screenshot zu sehen ist.


Loeschen
Der zu löschende Teil wird markiert.


Durch einen Rechtsklick öffnen wir schließlich das Kontextmenü für den gewählten Clip, in welchem uns die Möglichkeit zur Entfernung angezeigt wird. Nach dem Entfernen können die verbliebenen Videoclips wieder neu angeordnet werden, z.B. ziehen wir in unserem Beispiel nun beide verbliebenen Clips wieder zusammen, so dass sie direkt aneinander liegen.


Loeschen
Kontextmenü zum Löschen des abgeschnittenen Teils.


TIPP: Wenn man Teile eines Videoclips löschen möchte, die nicht an dessen Anfang oder Ende liegen, macht man logischerweise zwei Schnitte und entfernt den entstehenden mittleren Clip aus der Zeitachse. Im Anschluss können die übrigen beiden Teile wie zuvor beschrieben wieder zusammengezogen werden.

Übergänge zwischen Videoclips erstellen

Wenn man in Shotcut auf der Zeitachse zwei Videoclips direkt aneinanderreiht entsteht ein harter Schnitt, bei dem der erste Clip endet und der zweite übergangslos startet. In vielen Fällen ist dies für die Erstellung eines Screencasts das gewünschte Verhalten, es kann aber auch stattdessen ein anderer Übergang eingerichtet werden. In OBS Studio haben wir z.B. bei Szenenwechseln neben dem harten Schnitt auch die Möglichkeit der einfachen Überblendung. Dies lässt sich in Shotcut ebenfalls realisieren. Voraussetzung hierfür ist, dass die beiden Videoclips, zwischen denen der Übergang stattfinden soll, hintereinander auf derselben Spur in unserer Zeitachse angeordnet sind. Nun kann man einen der beiden Clips (überlicherweise den rechten) durch Anklicken und Halten so ziehen, dass sich beide Videoclips etwas überlappen, wie im folgenden Screenshot dargestellt.


Uebergang
Wir ziehen einen Videoclip teilweise auf den anderen.


Die entstehende Schnittmenge stellt den Übergangsbereich dar, den wir nun nach unseren Wünschen einstellen können. Der Übergangsbereich lässt sich dazu separat anklicken und auswählen wie schon zuvor die Videoclips auf der Zeitachse.


Uebergang
Der neue Übergangsbereich wird farblich hervorgehoben.


Wir können nun die Eigenschaften des Übergangs über das Kontextmenü aufrufen, in dem wir einen Rechtsklick auf den ausgewählten Übergang machen.


Uebergang
Kontexmenü für einen
Übergangsbereich.


In dem sich öffnenden Eigenschaftsfenster können wir nun die Art der Überblendung aus einer Reihe von Möglichkeiten auswählen und weitere Detaileinstellungen vornehmen.


Uebergang
Eigenschaften des Übergangs.


Einrichtung des Videoexports

Sobald alle Videoclips fertig geschnitten und alle Übergänge den eigenen Wünschen nach konfiguriert wurden, können wir uns den entstandenen Screencast bereits in Shotcut ansehen. Zum Abschluss erfolgt dann der Export in eine Videodatei, die sich auch für das Hochladen auf einen Medien- und Streamingserver eignet. Analog zu dem zuvor beschriebenen Fall, dass das finale Video ohne Nachbearbeitungsbedarf direkt in OBS Studio aufgenommen wird, muss die Videoausgabe nun so konfiguriert werden, dass eine gute Balance zwischen Videoqualität und Dateigröße entsteht.

Wir öffnen dafür zunächst das Fenster zur Einrichtung des Videoexports über den entsprechenden Button auf der Shotcut-Funktionsleiste.


Videoexport
Öffnen der Videoexporteinstellungen.


Das sich nun öffnende Fenster auf der linken Seite des Arbeitsbereichs (es überlagert die Wiedergabeliste) ist in der Standardansicht relativ schmal und muss evt. etwas breiter gezogen werden. Dies funktioniert so wie bei unserer vorherigen Einrichtung des Arbeitsbereichs für die Zeitachse (Punkte anklicken und ziehen).


Videoexport
Fenster für Videoexport.


Im linke Bereich des Fensters wird eine Reihe von Einstellungsprofilen angezeigt (siehe oberer Screenshot). Da wir jedoch die Einstellungen für die Videoausgabe selbst noch anpassen möchten, muss hier kein anderes Profil als das voreingestellte ausgewählt werden. Die restlichen Einstellungen in dieser Ansicht müssen ebenfalls nicht angepasst werden. Unter dem Punkt Von sollte auf jedenfall der Wert Zeitachse eingestellt sein. Wir öffnen nun die erweiterten Einstellungen durch einen Klick auf den entsprechenden Button am unteren Rand des Exportfensters. Dadurch öffnet sich ein weiterer Einstellungsbereich im Exportfenster, in dem wir die Einstellungen zur Videoausgabe vielfältig anpassen können.

Als wichtigster Punkt lässt sich hier zunächst das Videoausgabeformat einstellen. Dabei ist mp4 das gebräuchlichste Format für Medien- und Streamingserver und daher empfehlenswert. Unter dem Reiter Video können wir dann noch einmal die grundlegenden Ausgabeeinstellungen bezüglich der Bildgröße und Bildrate für das finale Video prüfen. Die Einstellungen sollten, sofern die zuvor empfohlenen Aufzeichnungseinstellungen verwendet wurden, so aussehen wie im folgenden Screenshot.


Erweiterter Videoexport
Erweiterte Exporteinstellungen im Reiter Video.


Danach folgt der Reiter Codec, in dem wir Einstellungen zur Kodierung des Videobildes vornehmen können. Im Unterschied zur direkten Kodierung während der Aufzeichnung mit OBS Studio können wir nun ohne hardwarebeschleunigten Codec arbeiten. Dadurch kann sich die Bearbeitungszeit für die Videokodierung zwar verlängern, aber Fehler durch eine zu hohe Prozessorauslastung wie bei der Videoaufzeichnung sollten nun nicht mehr vorkommen. Deshalb bleibt die Checkbox Benutze Hardware-Encoder leer und wir wählen libx264 als unseren Codec. Der Vorteil an diesem sehr verbreiteten Encoder sind die sehr feinstufigen Einstellmöglichkeiten bei der Kodierung mit variabler Videobitrate. Deshalb empfiehlt es sich, unter Bitratenmodus die Option Qualitätsbasiert (VBR) auszuwählen. Nun lässt sich die Qualität der Ausgabedatei über den Constant Rate Factor (CRF) bzw. die Prozentangabe unter Qualität steuern. Kleinere crf-Werte korrespondieren dabei mit höheren Prozentzahlen und stehen somit für eine höhere Qualität in der Ausgabedatei.

Die sinnvolle Range für Qualitätseinstellungen bei VBR-Encoding mit libx264 liegt im Bereich von 17 bis 28, wobei 20 oder 23 häufig gewählte Standardeinstellungen sind. Wie im folgenden Screenshot würde ich für Screencasts einen crf-Wert von 26 bzw. eine Ausgabequalität von 50% wählen, da Screencasts mit Folien auch bei einer stärkeren Kompression kaum an Bildqualität verlieren. Ich nutze diese Einstellung aber auch für Screencasts, in denen zusätzlich zu Folien auch Webcam-Aufnahmen enthalten sind.


Erweiterter Videoexport
Erweiterte Exporteinstellungen im Reiter Codec.


TIPP (Wiederholung): Man sollte an dieser Stelle keine zu starke Kompression für den eigenen Screencast verwenden, sondern versuchen eine gute Bildqualität und nicht allzu große Dateien zu produzieren. Beim Hochladen auf den Medien- und Streamingserver der Universität werden die Videos automatsich erneut für eine gute Streamingperformance re-enkodiert. Wenn dann die Videoquelle bereits im Vorfeld zu stark komprimiert wurde, kann es zu deutlichen Qualitätsverlusten kommen. Die Enkodierung des Videos dient an dieser Stelle noch nicht dazu die Streamingperformance zu optimieren, sondern den Upload der Dateien und die Datenmenge für den Medienserver bewältigbar zu machen.

Neben den Codeceinstellung für das Videobild kann auch die Qualität der Audioausgabe unter dem Reiter Audio eingestellt werden. Dabei empfehlen sich die folgenden Settings, die bis auf eine leicht erhöhte Bitrate für eine noch bessere Audioqualität den Standardeinstellungen entsprechen.


Erweiterter Audioexport
Erweiterte Exporteinstellungen im Reiter Audio.


Zuletzt lassen sich noch weitere Parameter des Encoders unter dem Reiter Sonstiges per Texteingabe festlegen. Dabei ist für unsere Zwecke lediglich die Einstellung preset relevant. Durch diese Einstellung wird gesteuert, wie viel Zeit beim Enkodieren des Videos auf die höchstmögliche Bildqualität verwendet wird.


Erweiterter Videoexport
Erweiterte Exporteinstellungen im Reiter Sonstiges.


Ich würde empfehlen, den Wert für preset auf slower zu ändern. Dadurch dauert der Videoexport zwar länger, aber die Bildqualität wird optimiert, ohne dass die Dateigröße steigt. Die restlichen Einstellungen können, wie im folgenden Screenshot zu sehen ist, auch entfernt werden.


Videoexport
Angepasste Einstellung für preset.


Nachdem die erweiterten Exporteinstellungen angepasst wurden, kann der Videoexport durch einen Klick auf den Button Datei exportieren am unteren Rand des Exportfensters gestartet werden. Es öffnet sich dadurch ein Fenster, in dem man den Speicherort und den Namen der exportierten Videodatei auswählen kann.


Videoexport Start
Starten des Exports.


Der Videoexportvorgang kann, in Abhängigkeit des verwendeten Rechners, genau so lang oder länger dauern als die Abspieldauer des eigentlichen Videos, darauf sollte man sich einstellen. Der Fortschritt des Videoexports wird in Shotcut in einem eigenen Fenster auf der rechten Seite des Arbeitsbereichs angezeigt.


Videoexport Status
Videoexport Statusfenster.


Sobald der Videoexport abgeschlossen ist, kann Shotcut beendet werden. Der Screencast ist nun bereit für den Upload auf einen Medien- oder Streamingserver.

Nachbearbeitung mit anderen Programmen

Neben Shotcut gibt es noch viele weitere kostenlose Videoschnittprogramme und andere Möglichkeiten, Aufnahmen nachzubearbeiten. Im Folgenden gehe ich auf drei Programme ein, die sich in bestimmten Situationen anbieten.

Openshot

Openshot ist eine weitere kostenlose Open Source Videoschnittsoftware, die besonderen Wert auf Einsteigerfreundlichkeit legt und im Design an MacOS-Prgramme angelehnt ist. Im Vergleich zu Shotcut bietet diese Software jedoch weniger Einstellungsmöglichkeiten was den Videoexport angeht, daher bevorzuge ich Shotcut.

Apple iMovie

iMovie ist die standardmäßig mit MacOS ausgelieferte Videoschnittsoftware von Apple. Während Shotcut zwar auch unter MacOS läuft, bevorzugen Nutzer*innen von MacBooks eventuell eine Software im klassischen Apple-Design.

FFmpeg

FFmpeg ist keine Videoschnittsoftware im herkömmlichen Sinne, sondern viel mehr ein Kommandozeilentool, mit dem man Audio- und Videodateien in verschiedene Formate konvertieren kann. Ein besonderes Merkmal von FFmpeg ist, dass hiermit auch Stapelverarbeitung von Videos möglich ist, um z.B. alle Videos in einem Ordner in dasselbe Format zu konvertieren. FFmpeg wird im Rahmen von Screencasts für die Lehre nur selten relevant, ich nutze dieses Tool allerdings, um bereits geschnittene Screencasts nachträglich umzukonvertieren, wenn ich z.B. noch eine Version mit niedrigerer Qualität aber dafür noch kleinerer Dateigröße erzeugen möchte. Die Nutzung von FFmpeg kann man sich wie im folgenden Beispiel für die Windows 10 Kommandozeile vorstellen.


# Der folgende Befehl konvertiert alle MP4-Videos in einem Ordner in ein gewünschtes einheitliches Ausgabeformat, 
# wobei von jedem Video die ersten 2 Sekunden weggeschnitten werden. Gleichzeitig wird der Timecode der Videos neu 
# erstellt und die Audiospur wird gelöscht. Die so neu entstehenden Videos werden in einem eigenen Unterordner 
# abgespeichert.

FOR /F "tokens=*" %%G IN ('dir /b *.mp4') DO "C:\Users\treff\Desktop\ffmpeg\bin\ffmpeg.exe" -ss 00:00:02.0 
    -i "%%G" -r 30000/1001 -video_track_timescale 30k -c:v libx264 -crf 23 -preset slower -an "encoded/%%~nG.mp4"

Hieraus wird denke ich ersichtlich, dass die Nutzung von FFmpeg nicht für Einsteiger*innen zu empfehlen ist. Wer sich hierfür aber interessiert, findet weitere Informationen und einfachere Beispiele auf dieser Webseite.

Hochladen von Screencasts auf den Medienserver der Universität

Sobald ein fertiger Screencast als Videodatei vorliegt, kann diese über Stud.IP auf den Medienserver der Universität Göttingen hochgeladen werden. Für den Videoupload ist eine vorherige Freischaltung durch den E-Learning-Service der Universität notwendig. Die Freischaltung kann formlos unter Angabe des eigenen Stud.IP-Accountnamens per E-Mail an ’support@e-learning.uni-goettingen.de beantragt werden. Sobald die Freischaltung erfolgt ist, können Dozierende das Medienplugin für die eigenen Lehrveranstaltungen aktivieren. Dazu öffnet man die gewünschte Veranstaltung und klickt im oberen Menüband auf den Punkt Mehr….


StudIP
Hinzufügen weiterer Komponenten zur Veranstaltung.


Im sich nun öffnenden Einstellungsbereich kann man bis zur Option Mediacast 2 runterscrollen und diese durch das Setzen eines Hakens aktivieren. Nun besteht die Möglichkeit zum Medienupload für die ausgewählte Lehrveranstaltung.


StudIP
Aktivierung des Mediacast 2 Plugins.


Falls die Option Mediacast 2 nicht bereits aktiviert war, sollte nun im oberen Menüband zur Lehrveranstaltung der Unterpunkt Medien neu auftauchen (siehe den vorletzten Screenshot). Wenn wir diesen Menüpunkt auswählen, öffnet sich die Medienseite unserer Lehrveranstaltung. Im folgenden Beispiel enthält diese bereits zwei Videos.


Medienseite
Übersichtsseite für Medien.


Der Upload des Screencast-Videos kann nun ganz einfach durch Klicken und Ziehen aus dem Windows Explorer oder unter MacOS über den Finder erfolgen. Der Upload startet dabei sofort.


Upload
Starten eines Uploads.


Bei den sich anschließend öffnenden Uploadeinstellungen ist es wichtig, einen geeigneten Lizenztyp für das hochzuladende Video auszuwählen. Wenn keine urheberrechtlich Geschützten Inhalte im Screencast gezeigt werden bietet sich die Option Selbst erstelltes Material an. Sobald die Einstellungen abgeschlossen sind, wird das Video endgültig auf dem Medienserver gespeichert.


Upload Einstellungen
Upload-Einstellungen: Für die Einstellung der Lizenz muss hier runtergescrollt werden.


TIPP: Nach der erfolgreichen Speicherung stehen Screencasts oftmals nicht direkt zur Ansicht zur Verfügung, da der Medienserver zunächst eine für das Streaming optimierte Rekodierung unserer Videodateien vornimmt und sogenannte Medienderivate erstellt (siehe folgenden Screenshot). Dieser Vorgang kann, insbesondere zu Stoßzeiten (z.B. Montagmittag) einige Zeit dauern. Den aktuellen Status der Rekodierung sehen wir in den erweiterten Einstellungen unserer Videodatei. Zum öffnen dieser Einstellung klicken wir auf den Videonamen in der Übersichtsseite.


Medienderivate
Anzeige des Original-Videos sowie eines optimierten Medienderivats.


Videodownload deaktivieren

Standardmäßig gestattet der Medienserver den Download aller hochgeladenen Screencasts. Wenn Dozierende dies nicht wünschen, muss die Downloadmöglichkeit explizit deaktiviert werden. Dazu müssen durch einen Klick auf den Videonamen in der Medienübersichtsseite zunächst die erweiterten Einstellungen zu dem zuvor hochgeladenen Video geöffnet werden.


Erweiterte Videoeinstellungen
Fenster mit erweiterten Einstellungen eines zuvor hochgeladenen Videos.


In den erweiterten Einstellungen lassen sich sowohl die generelle Sichtbarkeit des Screencasts als auch die Download-Sichtbarkeit anpassen.


Videodownload
Deaktivieren des Videodownloads in den erweiterten Einstellungen.


ACHTUNG: Beim Speichern veränderter Einstellungen zu einem Video auf dem Medienserver zeigt Stud.IP oftmals eine Fehlermeldung zusammen mit der Benachrichtung, dass die Änderungen nicht gespeichert werden. In aller Regel erscheint diese Meldung allerdings zu unrecht und die Änderungen wurden gespeichert. Durch Schließen und erneutes Öffnen der erweiterten Einstellungen kann man sich von den Änderungen an den Einstellungen überzeugen.

Vorhandene Videos auf dem Medienserver in neue Veranstaltungen kopieren

In manchen Fällen sollen Screencasts und andere Videos auf dem Medienserver in mehreren Stud.IP Veranstaltungen gleichzeitig angezeigt werden. Ein mehrfacher Upload ist dafür nicht notwendig, sondern es bietet sich die Kopierfunktion des Medienplugins auf Stud.IP an. Die Kopierfunktion kann auf der Medienübersichtsseite in der Veranstaltung aufgerufen werden, aus der das Video kopiert werden soll.


Kopierfunktion
Aufrufen der Kopierfunktion auf der Medienübersichtsseite.


In einem neuen Fenster kann man daraufhin die Zielveranstaltung suchen, in der das Video hinterlegt werden soll.